Abteikirche Duisburg-Hamborn
Die kleine katholische Pfarrkirche St. Johann in Alt-Hamborn, deren Vorgängerbau bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, nimmt sich zwischen ihren Nachbarn recht bescheiden aus. Hier stand einst der namengebende Gutshof Hamborn, dessen Eigentümer Graf Gerhard von Hochstaden 1136 die Prämonstratenser-Abtei stiftete. Aus dieser Epoche stammen der romanische Kirchturm und der Nordflügel des Kreuzgangs. Der Altarraum und das Kirchenschiff wurden im 15. bzw. 16. Jahrhundert erbaut. Die alte Abtei Hamborn fand in der Säkularisation 1806 ihr Ende.
Die Pfarrei wurde nicht aufgehoben. So wurde die Pfarrkirche in der Zeit der Industrialisierung zur Mutterkirche von über 25 Kirchen im Norden Duisburgs. Hinzu kam der Bau von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Pfarrzentren und Altenheimen. Noch heute ist das benachbarte St.-Johannes-Hospital eines der größten Krankenhäuser Deutschlands in kirchlicher Trägerschaft.
Nach mehreren Zerstörungen – zuletzt im Jahre 1944 – baute man die Kirche immer wieder auf. Papst Johannes XXIII. verlieh der Pfarrkirche 1960 den Ehrentitel einer Propsteikirche als Ausdruck der Wertschätzung des religiösen und sozialen Engagements vieler Männer und Frauen aus der Gemeinde, die seit Beginn der Industrialisierung (ca. 1880/90) die zugewanderten katholischen Arbeiterfamilien aus vielen Nationen nicht nur im Gottesdienst, sondern auch vom Kindergarten über die Schulen bis zum Alten- und Pflegeheim integriert hatten.
Bischof Dr. Franz Hengsbach sorgte 1959 für die Wiederbesiedlung der Abtei Hamborn durch Prämonstratenser, also denselben Orden wie vor dem Jahre 1806. Was vor 50 Jahren mit sieben Mitbrüdern im Pfarrhaus begann, kann sich sehen lassen: Hamborn ist die einzige noch bestehende Abtei im Ruhrgebiet bzw. am Niederrhein. Die Klostergemeinschaft zählt außer Abt Albert Dölken 23 Mitglieder, darunter vier Studenten. Das Durchschnittsalter beträgt etwa 50 Jahre.
Wie bei den Prämonstratensern üblich, arbeiten die Priester als Seelsorger in Pfarreien, Schulen und Krankenhäusern. Sie treffen sich morgens, mittags und abends zum gesungenen Gotteslob um den Altar der Abteikirche. Dabei wird bei der Vesper am frühen Abend der lateinische Choralgesang gepflegt. Gut die Hälfte der 20 Priester lebt in Außenstationen, u.a. in Cappenberg bei Lünen, Sayn bei Koblenz und im Priorat Magdeburg.
Das Hamborner Klostergebäude wurde 1973/74 erweitert. Um die dringend nötigen Zimmer für Mitbrüder und Gäste zu bekommen, wird im Jubiläumsjahr 2009 ein weiterer Flügel angebaut.
Bemerkenswert sind außer dem romanischen Kreuzgangflügel einige Messgewänder, Kelche und Monstranzen aus früheren Jahrhunderten. Sie werden zwar in einer gesonderten „Schatzkammer“ aufbewahrt, dienen aber – nach wie vor – dem Gottesdienst. Die nach dem Krieg wiederaufgebaute Kirche zeichnet sich durch farbenfrohe Glasfenster aus, die inzwischen große Beachtung finden. Gemälde des 18. Jahrhunderts, eine gotische Anna-Selbdritt-Gruppe und zwei Taufbecken (12. bzw. 16. Jh.) stammen noch aus der alten Kirche. Eine voll mechanische Hauptorgel (Mönch und Prachtel, Überlingen, 1986), eine kleine Chororgel (Klop, Garderen/ NL, 2004) und das Chorgestühl aus massiver Eiche (Werner Hanssen, Krefeld, 1995) zeugen neben einigen modernen Messgewändern und dem Brunnen im Innenhof (Gernot Rumpf, Neustadt/Weinstraße, 1993) von Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten.
Hingewiesen sei auf die regelmäßig stattfindenden Orgelkonzerte und die besonderen kirchenmusikalischen Darbietungen des Abteichores an den hohen Festen des Kirchenjahres unter der Leitung von Kantor Peter Bartetzky.