Armand

Ab 12 Jahren |  118 Minuten | Regie: Halfdan Ullmann Tøndel | Darsteller: Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger u.a. | Norwegen 2024

Der sechsjährige Armand (Loke Nikolaisen) hat es dem gleichaltrigen Jon in der Toilette einer norwegischen Schule angetan. Vermutlich etwas Sexuelles. So genau wird nicht darüber gesprochen. Schulleiter Jarle (Øystein Røger) wischt sich jedenfalls den Schweiß von der Stirn. Die Lehrerin Sunna (Thea Lambrechts Vaulen) fragt hilflos nach einem geeigneten Verfahren. Die Eltern zum Gespräch zu bitten, scheint eine gute Idee. Ist es aber nicht.

Armands alleinerziehende Mutter Elisabeth (Renate Reinsve) wirkt genervt, als sie in der Schule ankommt. Jons Mutter Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Vater Anders (Endre Hellestveit) sind ebenfalls gereizt. Man wolle nicht zu sehr ins Detail gehen, heißt es. Aber die Wahrheit wolle man schon herausfinden. Dann wird es hitzig. Und es geht nicht ins Detail, aber ans Eingemachte. Denn die Erziehungsberechtigten haben mehr gemeinsam, als dass ihre Kinder dieselbe Schule besuchen.

Damit es gleich gesagt ist: Der Norweger Halfdan Ullmann Tøndel ist der Enkel von Regisseur Ingmar Bergman und Schauspielerin Liv Ullmann. Beim exzessiven Elterngespräch in ARMAND lässt er seine Protagonisten erst auf "rohen Eiern" laufen, die sie dann mutwillig zertreten. Die Hauptdarstellerin Renate Reinsve beweist dabei, dass sie aus gutem Grund nicht nur in ihrem Heimatland ein Star ist.

Der Regisseur, der auch das Drehbuch schrieb, zeigt durchaus Sinn für galligen Humor und versteht es, aus der Enge eines Kammerspiels auszubrechen. Beim Filmfestival in Cannes zeichnete die Jury sein Drama mit der Camera d'Or für den besten Debütfilm aus.